First exhibited at ZKMUSIK Festival / ZKM 2002
Signals of Meaning
Gibt es eine Möglichkeit nicht - sprachlicher, aber immer noch symbolischer Kommunikation übers Netz? Wie drückt man im abstrakt-sinnlichen Raum des Netzes in Klängen, Farben und Bewegungen seinen Willen und seine Befindlichkeiten aus? Gibt es Autonomie im Sinne der jeweils eigenen Verfügung über die Mappings (Abbildungen) zwischen dem abstrakten Code und der ihm zugemessenen Bedeutung? Wie können die semantischen 'Gaps' im Spannungsfeld zwischen kulturell eingeübten und willkürlichen (oder unwillkürlichen, zentralnervösen) Bedeutungszuweisungen wiederum beobachtbar gemacht werden? Im Anschluss an die Arbeit Small Fish waren das die Überlegungen, welche die Entwicklung des SILVA-Projekt einleiteten.
Abstrakt gesprochen ist SILVA zunächst einmal eine Client-Server-Architektur, die für verschiedene Projekte genutzt werden kann. Die Clients - etwa MMDirector oder Flash-Applikationen oder mobile Geräte - schicken Daten über ihren jeweiligen 'Zustand' zum Server in einen bestimmten 'Raum' und holen sich Daten aus einem anderen 'Raum'. Das Datenformat ist offen (XML); es kann sich bei den übertragenen Daten um Messwerte, Rechenergebnisse, Noten, Gedichte oder Bildercodes handeln. Künstler, die SILVA benutzen, können selbst bestimmen, wie die Werte von der ihrer jeweiligen Client-Software interpretiert, dargestellt oder weitervermittelt werden.
Die am ZKM erstmals gezeigte Installations-Version mit sieben Computern schafft eine Situation, in der anhand entstehender musikalischer Ereignisse wahrnehmbar wird, wie das technisch realisierte Netzwerk in unterschiedlicher, vom Künstler bestimmte Weise auf die Interventionen der Besucher reagiert und dabei manchmal geordnetes, manchmal unvorhersehbares Verhalten am Rande des Chaos zeigt. Man kann das als 'lokale Metapher' des Internet lesen.
© Text: Christof Pingel